Gedanken zur Reunion Teil 2

  • Böhser Nürnberger fasst seine Gedanken zur Reunion zusammen Teil 2

    Zu Beginn habe ich Stephan’s bzw. die offizielle Onkelz Begründung wie gesagt noch akzeptiert und mir eingeredet, dass es das Beste so ist und sie jetzt aufhören mussten. Ich war einer der wenigen meiner Leute die noch das Privileg hatten ein Onkelz Konzert gesehen zu haben und sogar beim letzten Gig am Lausitzring dabei gewesen zu sein. Das ist doch auch was, oder?


    Aber je mehr dann raus kam und das waren ja mit Ausnahme der beiden VÖ’s (OWW, VCT) nur Schläge ins Gesicht für jeden Fan, umso weniger konnte ich mich damit abfinden. Was, das soll es jetzt mit meinen Onkelz gewesen sein? Mein Bild der Band brach ein bisschen in sich zusammen, Stück für Stück. Gonzo und Stephan sprachen seit dem Lausitzring kein Wort mehr miteinander, wenn überhaupt dann über Anwälte, Kevin zerstörte sich immer mehr mit den Drogen und war nicht mehr als ein Abziehbild seiner selbst. Man wollte einen Freund nicht verraten und alles würdig zu Ende bringen, aber nach und nach bröckelte die Fassade immer mehr. Fast eine Art Schlammschlacht. Die Onkelz untereinander? Wo man früher durch dick und dünn gelaufen ist und sich gegen alles und jeden zur Wehr gesetzt hat…


    Was war von den Onkelz denn noch übrig? Ein Scherbenhaufen. Gonzo lässt kein Poster von sich machen wegen dem „Stilelement“, Stephan lässt Fotos aus Gonzos Buch entfernen, Kevin & Gonzo machen evtl. allein weiter und lauter so Scheiße. Ich konnte es wirklich einfach nicht fassen und es erzeugt bei mir noch heute eine Gänsehaut (eine unangenehme) sowie treibt es mir noch die eine oder andere Träne ins Gesicht wenn ich da nur drüber nachdenke…


    Ich habe sogar versucht die Band als eine fiktive Person zu sehen und die Mitglieder auszuklammern. Die Onkelz als Ganzes zu sehen die ein Ideal vorgeben an das man sich so gut es geht halten sollte, losgelöst von den Leuten die Texte/Musik geschrieben und gesungen haben. Aber weil die Onkelz immer so ehrlich und geradlinig waren und sie immer zusammen gehalten haben, waren die Personen für mich immer eng mit der Band verknüpft. Gerade und auch wegen ihren Fehlern und dem „nicht perfekten“. In der Bio ist das ja alles ganz gut beschrieben. Die Bandhistorie ist ja gerade wegen den vier Charakteren erst so bewegend und einzigartig. Deswegen hat mir die Band ja erst so viel bedeutet, haben sie sich ja von allen anderen Bands unterschieden. 25 Jahren die gleiche Besetzung, wo gibt es das schon? (ja bis auf Gonzo, aber das klammere ich mal aus, weil sie damals ja noch in der Findungsphase waren). Ich schau in die Gesichter und nehme ihnen das alles ab, was sie da spielen.


    Der negative Höhepunkt

    Der negative Höhepunkt war natürlich Kevin’s Auftritt vor Gericht. Zum einen war man erschrocken über seinen körperlichen Zustand. Ich meine, wie alt sah er da aus? Wie 70 oder 80? Wie sein eigener Großvater jedenfalls… Und dann noch der Gipfel mit seinem Verhalten vor Gericht, das jeder Beschreibung spottete. Es gab nicht wenige Leute die auf mich zu kamen und mich fast schon ironisch fragten, ob das nicht der Frontmann meiner ach so tollen Band sei, die von allen nur missverstanden wird?!? Klar war es Kevin und nicht die Band der das getan hat, aber man wurde schon ziemlich bloß gestellt, gerade jemand wie ich, der die Band immer und gegen jeden aufs Äußerste verteidigt hat. Da hat mir auch der Post von Stephan und Pe auf Onkelz Homepage geholfen oder auch das emotionale „Plädoyer für die Onkelz“ von Stephan, um das alles einordnen zu können und verarbeiten und besser verstehen zu können. Nicht vor den anderen, aber für mich und meiner Haltung zu den Onkelz. Darum ging es mir ja.


    Genau in diesem Prozess habe ich angefangen die Sache umzudrehen. Fakt war: Ich konnte die Band nicht losgelöst von den Mitgliedern sehen. Unmöglich. Es musste anders gehen. Ich habe seitdem ich Fan bin jedes verdammte Interview gelesen in dem ein Onkel seitdem dabei war. Egal ob Video, Print oder Audio. Ich musste mir einfach alles rein ziehen. Da war es auch egal ob Pe, Kevin, Stephan oder Gonzo ein Interview gegeben haben. Ich habe mir auch viel von früher angeschaut, was es halt so zu finden gab im Netz und youtube oder der Timeline. Nicht nur die Band, sondern auch die Individuen dahinter machten und machen die Band so einzigartig.


    Ich bin keiner der zu Autogrammstunden rennt um da stundenlang anzustehen, nur um einen mit der Zeit natürlich etwas entnervten Star zu sehen, der noch zum 37494 mit mir in ein Foto lächeln muss um dann mit letzter Kraft ein Autogramm hin knallt. Das ist nicht despektierlich gegenüber dem Künstler gemeint, sondern sowas ist menschlich. Da wäre ich eher an einem Bierchen interessiert und man redet über relativ banale Sachen. Nur um zu sehen, wie ist der denn so drauf, wirkt er so wie ich ihn mitbekommen in Interviews und Aufnahmen oder fällt einem sonst noch was auf. Und wenn es nur ein kleines Bier und 5 Minuten wären Deshalb liebe ich die kleinen Konzerte, wo man danach mit den Künstlern noch am Merchandise-Stand redet und es ziemlich cool ist, wenn man dann 1 oder 2 Jahre später wieder erkannt wird und ein bisschen flachst und quatscht. Sowas geht mit den Onkelz in der Regel ja leider kaum. Deshalb lese ich so viel wie es geht von und über die Onkelz um dann zwischen die Zeilen lesen zu können und mir so ein halbwegs genaues Bild zu machen.


    Aber zurück zum Thema, dass ich die Band nicht von den Mitgliedern lösen konnte: Was habe ich also gemacht? Ich hab es einfach nicht akzeptiert was mir die Onkelz bzw. Stephan da gesagt haben. Am Höhepunkt aufhören? Es geht nicht besser? Keine Rock Opas? Alles Schwachsinn! Ich wollte das alles gar nicht mehr hören. Für mich stand fest, dass die Onkelz zurückkommen mussten. Eine andere Option gab es nicht. Aber auch nur mit einem verdammt triftigen Grund, das habe schon kurz nach dem Split gesagt. Wenn die Onkelz wieder kommen sollten, dann hat das einen verdammt guten Grund. Dass dieser Grund nur ein gesunder und fitter Kevin sein konnte, kristallisierte sich dann mehr und mehr heraus.

    Nach dem Kevin Drama und der Verhandlung 2010 waren das mehr oder weniger nur noch fromme Wünsche. Auch wenn ich wusste, dass es das wohl war und Kevin nie wieder in irgend einer Art und Weise bühnentauglich sein würde, habe ich mich doch irgendwie an den letzten Strohhalm geklammert. Eher von Verzweiflung, als von Hoffnung getrieben, muss ich nun sagen.

    Um es mal in den Wirtzschen Worte zu sagen (weil der Song auch gerade durch meine Anlage jagt und meine Einstellung zum Thema Onkelz Comeback perfekt wieder gibt):


    „Das ist wie ein Mantra gegen den Lauf der Zeit

    Ein Packt mit der Sonne gegen Dunkelheit

    Das ist meine Flagge, die ich einst gehisst

    Weil es, wenn‘s noch nicht gut ist, doch noch nicht zu Ende ist!“

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