Gedanken zur Reunion Teil 1

  • Böhser Nürnberger fasst seine Gedanken zur Reunion zusammen Tei1

    Vorwort

    Es ist komisch, aber das was ich mir abgesehen von Gesundheit für mich und meine Familie und Freunde immer am meisten gewünscht habe – war das Onkelz Comeback. Einige die mich hier kennen, wissen ja, dass ich glühender Anhänger vom 1.FC Nürnberg bin, aber ja, ein Comeback habe ich mir sehnlicher als beispielsweise einen Titel für meinen „Glubb“ gewünscht.

    Als der Moment dann da war, war es kurzzeitig eine sowas von dermaßen große Reizüberflutung, nicht zu beschreiben. Das hat sich dann relativ schnell gelegt, so dass ich den HHR 2014 erstaunlich gut genießen konnte… aber irgendwas war noch komisch. Warum war ich so entspannt und habe mich gefühlt als hätte ich schon 10 Onkelz Konzerte oder mehr auf dem Buckel und überhaupt, als hätte es den Split nie gegeben. Ich war glücklich, aber das ist man ja meistens auf so einem Konzert von einer guten Band.

    Es wirkte erschreckend normal… Dabei war es mein aller erstes Onkelz Konzert ohne dass das Damokles Schwert des Abschieds, wie bei jedem meiner B.O.-Konzerte, über mir schwebte. Mannheim 2004, das erste Ding und dann eben die beiden Wahnsinns-Konzerte am Lausitzring 2005.

    Ich glaube mittlerweile, rückblickend, mein Körper hat sich aus Selbstschutz gegen das „Onkelz-Dopamin“ gewehrt, damit ich nicht völlig durchdrehe. Aber der Reihe nach, warum und wieso mich das alles so dermaßen berührt hat, hat natürlich seinen Ursprung:


    2. 2002-2004


    Ich wusste bis zu den Onkelz musikalisch nicht wo ich hin gehöre und was mir eigentlich gefällt und deutsche Musik habe ich eh so gut wie keine gehört, außer was in den Charts so lief. Aber mein Schulfreund kam fast täglich mit neuen Onkelz-Songs in die Schule und zeigte sie mir.

    Ich weiß nicht woher es kam, aber ich sog die Lieder auf wie einen Schwamm und in Rekordschnelle habe ich mir fast alle Lieder der Onkelz angeeignet, die Lieder und Texte förmlich gefressen. Und das sind ja nicht mal eben ein paar. Als würde ich es schon ewig kennen und es musste nur „freigeschalten“ werden, wie ein Bonus/Zusatz bei einem Videospiel. Es war von Anfang so vertraut obwohl es ja völlig neu für mich war… „Wir kennen uns nicht, doch wir sind uns vertraut…“

    Über den Split, die unglaubliche Tour 2004 und den fetten Abschied am Ring will ich nun keine Worte verlieren, weil alle Gedanken zur dieser Reunion fast nur mit der Gegenwart und der schlimmen, traurigen Vergangenheit einhergehen. Der Kontrast ist es, der mich so berührt. Was ich damit meine erkläre ich nun mal umfassend:


    3. 2005-2010


    Während die meisten der Hardcore Onkelz Fans sich anderen Bands widmeten, stießen auch viele in das Horn von Stephan, dass es das Beste ist jetzt aufzuhören. Die Onkelz sind am Zenit und wer hört schon genau dann auf wenn es am Schönsten ist. Es geht nicht größer nicht besser. Das zeigt Eier und kann nicht jeder. Typisch Onkelz, oder? So ähnlich hat es ja auch Eddy im letzten Fanzine ausgedrückt. Ja, das dachte ich auch. So ca. bis 1-2 Jahre nach dem Lausitzring. Aber, bis auf wenige Ausnahmen, kamen dann von den Onkelz nur noch negative Schlagzeilen. Im Forum gingen sich die Leute teilweise an die Gurgel von den Leuten die pro/contra W, Gonzo und oder Kevin waren. Die Lage wurde immer aggressiver. Man fühlte irgendwie, dass mit den Onkelz auch deren Fanbase zerbricht. Das hat mich wirklich traurig gemacht.


    Also haben nicht nur die Onkelz Mist gebaut sondern auch wir Fans und gerade im Forum waren viele gute Leute die auch was auf dem Kasten hatten. Aber genau diese Leute waren wohl das Problem. Denn ganz ehrlich, wohler habe ich mich in dieser Zeit dann noch auf der G.O.N.D. gefühlt. Das waren vielleicht nicht die hellsten Kerzen auf der Torte, aber man konnte mit ihnen die geilste Band der Welt feiern ohne angezicke und gemaule oder sonst für Streß. Hoch das Bier und heraus geschrien mit den Heiligen Liedern. Das war es doch, was wir am meisten vermissten. Das Gemeinschaftsgefühl auf einem Onkelz Konzert. Ja und auch Frei.Wild hat damals dazu beigetragen. Eine Band die echt sympathisch war (wenn man sie gekannt hat), an jedem Wochenende neben der Arbeit aus Südtirol nach Deutschland gereist um auf Festivals zu spielen. Der FWSC war ein kleiner aber geiler Haufen. Auch da war man da um Spaß zu haben und nicht um sich gegenseitig rund zu machen. Es gab da die Band zum Anfassen.

    Die Onkelz waren weg und jeder kochte irgendwie sein eigenes Süppchen, bis auf die wenigen Ausnahmen wo sich Pe, Kevin und Stephan mal zusammen bei BOSC-Veranstaltungen blicken ließen. Waren aber auch nur drei und nicht vier… Ansonsten war jeder für sich und nichts erinnerte an eine gemeinsame Vergangenheit. Grade ist ja das Interview von Stephan aus 2005 beim RockHard hochgeladen worden. Wer das anschaut, weiß was ich meine.


    Warum ich dann noch auf onkelz.de und im Forum war? Zum einen gab mir das auf onkelz.de zu gehen immer noch so ein Gefühl, den Onkelz nah zu sein. Man hörte kaum noch was und es wirkte fast so, als ob sie nur ein guter Geist der eigenen Fantasie waren. Aber immer wenn ich auf onkelz.de ging und das Logo sah, fühlte ich, sie sind noch irgendwie „da“. Schwer zu beschreiben, das Gefühl. War ja nur eine einfache Website die auch nur noch sehr selten überarbeitet, also im Internetzeitalter fast schon ein Fossil… Und im Forum schrieb ja noch Till und auch Stephan zu Beginn, das war auch noch etwas greifbares was von den Onkelz übrig geblieben ist. So wie man vielleicht von einem geliebten Menschen den man vermisst an den Klamotten riecht um die Sehnsucht zu tilgen, so hab ich mich an die Webseite und das Forum geklammert.


    Routinemäßig meist 1x am Tag auf die Website und ins Forum schauen, so war es bis zum Januar 2014. Nicht regelmäßig, aber doch hin und wieder habe ich die Newsarchive studiert. Was so seit 2000 (?) auf onkelz.de alles geschrieben wurde. Irgendwas neues, auch wenn es nur ein Detail war, hat man dann immer noch gefunden oder wieder aufgefrischt. Die Texte zum Album bzw. Single 2002, z.B., waren immer wieder lesenswert. Der Brief an MTV und die vielen anderen Sachen. Euch brauche ich das ja nicht zu erzählen was es da alles gibt. BO-Live Chat 2002 etc…


    Auch über die News von den Solo-Projekten oder 3R habe ich mich auf der Seite gefreut, auch wenn auf Facebook oder den Solo Seiten der Onkelz das schon stand. Das macht sie weiter lebendiger. Genau wie jedes neues Cover auf der alten Startseite beim Öffnen oder auch das Facelift zum Blog. Ähnlich war es mit Facebook, es gab ja eigentlich keinen Grund die Seite zu liken. Aber es war schön von den Onkelz einen Post zu lesen, ganz egal um was es ging. Ich wusste auch, dass da wenn eh nur Stephan darüber Bescheid weiß oder die Texte absegnete oder schrieb, weil Kevin krank und Gonzo in Südamerika war. Man hatte sich dran gewohnt, dass Stephan der Chef und Sprachrohr war. Klingt irgendwie echt schlimm und verzweifelt oder, fällt mir auf wenn ich die letzten zwei Absätze nochmal durchlese…


    Meinen Eltern hätte mich wohl zum Psychiater geschickt, wenn sie das gewusst hätten. So viel aber zum Thema Webseite, Social Media und Forum.

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