Frank Hinz

  • Frank Hinz machte von 1987 bis 1997 eine Hardrocksendung namens „Wild Side“ auf Radio Bremen 4.

    1989 bekam er die „Kneipenterroristen“-LP in die Hand, hat sich die angehört, fand sie klasse und konnte nichts Faschistisches feststellen, woraufhin er Kontakt mit der Band aufnahm und sie nach Bremen zum Interview einlud, „obwohl man mir bei Radio Bremen damals schon gesagt hat, wenn dieses Interview in die Hose geht, fliegst du raus.

    “Er machte einzweistündiges Interview mit den Böhsen Onkelz, bei dem auch die Hörer anrufen konnten. „Das ist heute für mich immer noch das beste Interview, was ich je gemacht habe. In diesen zwei Stunden konnten sie alle Fragen beantworten, sie haben alles super ehrlich beantwortet, auch zur Vergangenheit.


    Und das war auch super interessant gewesen, auch seitens der Band. Diesind komplett gekommen, die Band selber hat auch gesagt, das war das beste Interview, was siebis dahin gemacht hatten.“ Ab da an hat sich Frank Hinz für die Onkelz eingesetzt und ihre Musik jedes mal in seiner Sendung gespielt.


    Die Fans haben sich gefreut, dass sich endlich mal jemand an das Thema herantraut und sich mit den Böhsen Onkelz auseinandersetzt. 1991 hatte er das erste Mal ein Konzert mit den Böhsen Onkelz im Aladin geplant, wurde dann aber von Punks bedroht: „Vom äußeren Erscheinungsbild her waren das Punks, die mich dann sozusagen an die Wand gedrückt hatten und gesagt hatten, wenn du die Onkelz nach Bremen holst, wenn die in Bremen spielen, machen wir dich platt und deine Kneipe wird zerhauen. Und dann hab ich halt da von mir aus Muffe gekriegt und hab das Ganze erstmal sein gelassen.“

    1993 plante Frank Hinz mit seinem Bruder und der Ausländerbehörde zusammen, ein größeres Rockgegenrechts zu veranstalten.


    Frank Hinz: „Und dann hab ich gedacht, dieses Rockgegenrechts wäre der perfekte Weg, einfach um zu zeigen, dass die Onkelz nicht mehr das sind, was sie früher mal waren. Ich hab sie ja auch privat in Frankfurt besucht, bevor wir dieses erste Interview gemacht haben. Und sie waren auch wirklich offen zu mir, sie haben mir auch gesagt, dass sie halt früher irgendwie nationalistisch drauf gewesen sind. Ich meine, es gibt ja auch die alten Songs, z.B. ‚Türken raus‘, na gut, das ist traurig, dass so was entstanden ist, aber andererseits: sie stehen zu ihrer Vergangenheit. Und das hat mich damals schon motiviert, was mit denen zu machen, weil sie stehen zu ihrer Vergangenheit, sie sagen, dass sie früher Scheiße gemacht haben, und heutzutage zeigen sie ein anderes Bild. Wie kann man besser darstellen, dass sich jemand ändern kann in seiner Entwicklung und mit 15, 16 Jahren ganz anders drauf sein kann als mit 25 oder 35, als die Onkelz selber.“


    Mehrere Leute in Bremen teilten diese Ansicht, und so kam es, dass das Konzert zusammen mit dem Dachverband der Ausländerkulturvereine Bremen (DHB), dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der damaligen Grünen Senatorin für Kultur und Ausländerarbeit, Helga Trüpel, veranstaltet wurde. Auch die Ausländerbeauftragte Dagmar Lill war begeistert von der Idee und engagierte sich sehr dafür, dass die Onkelz bei dieser Veranstaltung auch mitmachten.


    Helga Trüpel: „Das könnte ja auch so ein Stück exemplarisches Lernen für andere sein.

    Warum waren die Böhsen Onkelz rechts und was hat sie bewogen, auch so wie sich unsere Gesellschaft entwickelt hat, davon wieder Abstand zu nehmen. Die erreichen am ehesten Leute, Jugendliche, die vielleicht mit einem Bein tendenziell im rechten Lager stehen. Und da wir sonst mit unseren so gut gemeinten Aktionen eigentlich immer nur die gleichen Leute erreichen, ist es mir hier besonders wichtig, dass Szenen sich auch mischen.

    Und das ist doch irgendwie die Chance, auf die ich immer noch hoffe, dass es da diese Veränderungsprozesse gibt. Wenn es die nicht mehr gibt, dann müssten wir ganz viele Jugendliche vergessen, und das möcht‘ ich nicht.“


    Frank Hinz: „Dadurch, dass die Onkelz Skins, waren und diesen Song ‚Türken raus‘, gemacht haben, wurden sie natürlich gleich in die rechte Ecke gedrängt. Ich denke mal, Nationalismus war da, rechte Tendenzen waren auch da… aber wie soll ich das bewerten?

    Voller Fascho, halber Fascho? Im Endeffekt muss man einfach sehen was aus der Band geworden ist. Obwohl ich dem schon glaube, dass sie irgendwann, als die Skinheadszene politisiert wurde, sich dann davon gelöst haben, dass sie eigentlich nie politisch rechte Skins gewesen sind, das glaub ich schon. Obwohl sie natürlich scheiße gebaut haben, ohne Ende, ohne Frage, das ist auch unbestritten.


    Ich denke aber andererseits, sie haben ’ne Menge getan, um da raus zu kommen,und sie haben auch ’ne Menge getan um das Ganze gerade zu biegen. Ich bin heute der Meinung: kaumjemand kann wirklich, jemanden, der jung ist und irgendwie auch rechtspolitisch gelagert ist, den kann kaum einer so gut erreichen, kein Politiker, kein Sozialarbeiter, wie die Onkelz selber. Denn sie sind ja ein gutes Beispiel dafür was aus ihnen geworden ist, oder was man selber machen kann, auch um aus der Szene rauskommen. Einerseits haben sie scheiße gebaut, andererseits haben sie das, meiner Meinung nach, auch wieder richtig relativiert, das ganze auf dem richtigen Wege auch. Mit ihrem eigenen Namen weitergemacht,mit dem richtigen Programm weitergemacht, mit Songs wie „Deutschland im Herbst‘ weitergemacht. Das war, denk ich mal, der richtige Weg, wie sie da raus gekommen sind.“


    Die Onkelz fanden das Rock-gegen-Rechts in Bremen eine gute Gelegenheit klarzustellen, was sie wirklich denken. Die ganze Veranstaltung trug den Titel „Mensch!?“ und fand in der Stadthalle statt. Die Böhsen Onkelz und einige andere kleinere Bands spielten dort, und außerdem wurden Arbeiten zum Thema Ausländerfeindlichkeit ausgestellt, wo sich auch die ganzen Bremer Kulturvereine vorstellten.

    Allerdings tauchte bei dieser Gegen-Rechts-Veranstaltung doch tatsächlich eine kleine Gruppe von Skinheads auf, die dann anfingen, rechte Parolen zu schreien.


    Edmund Hartsch: „Während der Provokant aus der Halle geworfen wurde, begleiteten ihn die Stimmen von 7000 Zuschauern, die alle ‚Nazis raus!‘ riefen. Solche Lektionen waren weitaus hilfreicher, um fehlgeleiteten Fans die Richtung zu weisen, als verleumderische Hetze in der Tagespresse. Das war es, was Dr. Beate Mathesius mit ‚millieuinterner Auseinandersetzung‘ meinte. Von 7000 Onkelzfans raus geworfen zu werden, war mit Sicherheit ein einschneidendes Erlebnis für diesen Fan. Die Chance, die man in Frankfurt vertan hatte, wollte man sich in Bremen nicht entgehen lassen. Der DGB, wie auch die Stadt Bremen, zeigten sich beeindruckt.“

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