Keine Amnestie für MTV

  • Den Song findest du auf folgenden Alben: 2002 - Dopamin / 2011 - Lieder wie Orkane und auf der Single 2002 - Keine Amnestie für MTV (Single)


    Songinfos:

    Der Titel (Amnestie ist Vergebung) bezieht sich (wie den Kommentaren ja zu entnehmen) auf eine „MTV Masters“-Sendung, die ganz und gar nicht im Sinne der Onkelz lief.


    Den Angaben auf der Single zu Folge (und aufgrund der maximal minimalen Unterschiede trotz widersprüchlicher Angaben wohl auch auf dem Album) wurde dieser Track von den „Resetti-Brothers“ abgemischt. Namentlich sind das Jörg Umbreit und Vincent Sorg, die als Produzenten u.a. auch schon für diverse Onkelz-Vorbands tätig waren, insbesondere für Sub7even.


    Nachdem die Onkelz keinen Clip zu der Hitsingle drehten, präsentierte ausgerechnet MTV in seinen Chartsendungen ein selbstgebasteltes Video mit Ausschnitten aus Videoclips von Boygroups wie N’Sync.

    MTV bewies aber noch mehr Humor, als für den Abspann der „MTV Freakshow“ das Lied verwendet wurde.

    Kommentare der Onkelz zu diesem Song:

    Stephan: Nach dem Theater mit MTV ist es eine logische Konsequenz, einen Song darüber zu schreiben. MTV haben sich so beschissen angestellt, dass wir uns unsere Wut darüber runterschreiben mussten. Damit ist die Sache für uns abgehakt. Ich finde den Song aber sehr gelungen, und es wäre natürlich schön, wenn er hoch chartet und sich einige Leute gehörig ärgern. Wir haben versucht, mit MTV zusammenzuarbeiten, und sie haben die Sache auf eine völlig inakzeptable Art und Weise verhauen.


    Wir haben uns überreden lassen, nachdem wir uns durch alle Ebenen bei MTV rückversichert haben. Wir sind uns bewusst, dass das Onkelz-Thema kein leichtes ist, speziell für einen so großen Sender. Aber wir mussten uns auch nicht bei MTV platzieren. Wir wollten diese Chance nutzen, um vielen Leuten unser Beispiel vor Augen zu führen. Es ging nicht darum, den ganzen Scheiß, den wir gebaut haben, unter den Tisch fallen zu lassen, sondern die ganze Historie zu beleuchten: Dass da vier Typen sind, die sich innerhalb einer langen Zeit verändert haben. Für manche Leute hätte das ein Fingerzeig sein können. So nach dem Motto „Ich kann das auch schaffen“.

    Rock Hard, 2002


    Stephan: Wir haben endgültig die Schnauze voll! Aber ich bin auf eine gewisse Art auch dankbar für diese Entwicklung, denn sie hat uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wir wissen jetzt wieder, wo wir stehen.


    MTV sind von sich auf aus uns zugekommen und haben sich nach einer Zusammenarbeit erkundigt. Es war nicht unsere Idee und auf keinen Fall der Versuch, noch mehr Fans zu rekrutieren. Ich denke, wir sind diesbezüglich in einer glänzenden Position und haben so etwas nicht nötig. Der Grundgedanke, der uns veranlasst hatte, über die Unterstützung eines MTV-Beitrags nachzudenken, war die Tatsache, dass es in Zeiten von Polarisierungen und primitiver Meinungsmache wichtig ist, eine Geschichte wie die der Onkelz als Vorbild für andere Menschen aufzuzeigen. Es gibt einen Weg aus der Scheiße, jeder hat die Möglichkeit, sich jederzeit neu zu entscheiden und dann auch eine faire Chance zu bekommen.


    Wir wollten versuchen, nicht weiter nur auf unsere Vergangenheit reduziert zu werden.

    Das alles war mit MTV bis in den höchsten Gremien besprochen. Was mich dann letztendlich enttäuscht hat, ist der komplette Rückzug aus der angedachten Idee und ein Beitrag, der nichts mit dem zu tun hatte, was ursprünglich an Annäherung stattgefunden hatte. Kurz: Es ist das Mieseste, was mir jemals passiert ist. […] Wir brauchen diese Leute nicht. Zu MTV waren zwar nicht gerade Freundschaften, aber immerhin gute Beziehungen gewachsen. Man freute sich, wenn man sich begegnete, was ja im Falle meiner Person nicht unbedingt an der Tagesordnung ist.


    Gerade deswegen war ich so enttäuscht, zumal MTV mit irgendwelchen fadenscheinigen Aussagen den Sachverhalt zu erklären versucht hat. Für uns ist die Sache ein für alle Mal abgehakt, wir rücken zukünftig für solche Leute nicht einmal mehr Pressekarten unserer Konzerte raus. Wenn die uns sehen wollen, sollen sie sich ganz regulär Tickets kaufen. Zu Viva gibt es ja sowieso schon seit vielen Jahren keinerlei Form von Annäherung. Das Ding ist durch.

    EMP Magazin, 2002


    Stephan: Es fand viel Kommunikation statt – das war ja das Enttäuschende!

    Gonzo: Ich habe den Leuten nie vertraut!



    Stephan: Stimmt, Gonzo war von Anfang an dagegen. Ich nicht – und ich habe mich geirrt. Dem Druck des Kapitals wurde nicht Stand gehalten. Für mich ein klassischer Fall von Eierlosigkeit.


    Die Verantwortlichen haben sich nicht getraut, einen positiv ausgefallenen Bericht über die Onkelz zu senden. Wir wollten nur eine faire Sendung haben – das ist wohl nicht zuviel verlangt. Die MTV-Redakteurin hätte als Iranerin allen Grund gehabt, uns in die Pfanne zu hauen, wenn sie irgendetwas Rechtsradikales bei uns oder unseren Fans entdeckt hätte.


    Diese Redakteurin begleitete uns über ein Jahr lang – und wurde zwei Tage vor der Sendung abgesetzt. Das Ganze geriet zur Farce. Was mich am meisten ärgert, ist die verschwendete Energie. Wir wollten anhand unseres Werdegangs ein Beispiel geben und den Kids Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Diese Chance wurde vertan.


    Die Frustration ist sehr schnell in Wut umgeschlagen. Das hat sich auf das Album positiv ausgewirkt. Wir wissen wieder genau, woran wir sind. Wie konnte wir – mit Ausnahme von Gonzo – so blind sein, diesen Pennern zu vertrauen? Die gehören zum Establishment und haben mit uns nichts zu tun. Das holte uns auf den Boden der Tatsachen zurück – eigentlich müssten wir den Leuten sogar dankbar sein! Wir sollten uns auf uns selbst besinnen: Wir haben keine Lobby – aber das hielt uns nicht davon ab, dahin zu kommen, wo wir heute stehen.

    Metal Hammer, 2002


    Onkelz: Ist das Fernsehen ein Spiegelbild der Gesellschaft? Wenn dem so ist, dann steht es schlecht um uns. Die Realität imitiert inzwischen das Fernsehen, und dieser Zustand ist bedenklich. Die Sender bestimmen, gelenkt von finanziellen Interessen, was wir zu hören, wie wir uns zu kleiden und zu verhalten haben.

    Eine schleichende Indoktrination, die mit Hilfe von geschickten Marketingstrategien aus jedem aufgeweckten Menschen früher oder später einen gleichgeschalteten, denkfaulen und konsumgeilen Zombie macht. Auch und gerade die Musik- und Modeindustrie investiert Millionen in diesen Markt und macht sich mitschuldig an der geistigen Verarmung unserer Gesellschaft.


    Wie viel Sympathie also kann man für die Medien empfinden? Wie viel Sympathie kann man für etwas empfinden, das sich einer Lüge verschrieben hat, sich an sie kuschelt und ihr den Arsch küsst? Unsere einzige Funktion besteht mittlerweile darin, zu essen, zu scheißen und Fernsehen zu gucken. Man hat sich mit Abhängigkeiten umgeben, die keine ehrliche Meinung mehr zulassen. Diese kontinuierliche Verblödung und Verdummung ist ein schleichender Prozess und das Ausmaß hat groteske Dimensionen angenommen. Unsere Gesellschaft fürchtet sich mittlerweile vor allem, was nicht einfach stillsitzt und für ein offizielles Portrait ihrer Realität posiert.

    Flashcard „Dopamin“, 2002


    Stephan: Ich verspreche euch heute, an meinem Geburtstag, dass wir mit diesen ganzen Flachwichsern von MTV und Viva nie mehr ein Wort sprechen werden.

    Konzert Mannheim, 2002

    Stephan: Ich kann euch jetzt und hier versprechen, dass diese Penner uns bis an unser Lebensende am Arsch lecken können. Eierlose, verlogene Schweine.

    Konzert Dortmund, 2002


    Stephan: Niemand sonst hätte einen Song wie „Keine Amnestie für MTV“ machen können, weil alle so stark von diesen ganzen Musiksendern abhängig sind. Sie würden ihre Karriere riskieren. Für mich war’s aber das richtige Statement zur richtigen Zeit. Man muss dazu wissen, dass MTV fast unsere Füße geküsst hat, damit wir mit ihnen ein Special machen. Wir haben mit allen wichtigen Programmdirektoren gesprochen, um sicherzustellen, dass sie alle hinter dem Projekt standen.

    Wir haben sie nicht gebraucht, wir hatten allen Erfolg den man sich vorstellen kann.


    Alles was wir wollten, war, ein Beispiel zu geben, dass es einen Ausweg aus allem gibt. Dass alles möglich ist, und dass man nicht lügen und sich verbiegen muss. Sondern dass du bist was du bist, und du lernen und wachsen musst, und etwas tun musst, auf das du stolz sein kannst. Aber schließlich haben sie’s wieder mal verschissen, und deswegen verdienen sie jedes Wort dieses Liedes. Dass es auf Nummer Eins [korrekt: Zwei] der deutschen Single-Charts kletterte, war unsere kleine Rache. Natürlich haben sie’s nicht gespielt. In jenen Wochen endeten die Chartsendungen mit Nummer zwei. Lustig, nicht?

    Radio Goethe, 2003


    Stephan: Das Lied widmen wir all diesen Cast- und Boybands da draußen, all diesen Alexen und Superstars und wie diese ganzen Wichser alle heißen, und all diesen käuflichen Fernsehsendern da draußen. Fickt euch!

    Konzert Hannover (Los Tioz), 2003


    Stephan: Das Lied widmen wir all den gecasteten Boybands da draußen, all den Daniels und Alex‘ und all diesen kleinen Pissern und Strichern da draußen! Ich frag mich, wie doof die Nation sein kann – kuckt sich die ganze Zeit die Scheiße im Fernsehen an und kauft dann den Dreck auch noch! Also, besser verarschen kann man wirklich niemand mehr! Schönen Gruß an unsere Fernsehlandschaft.

    Konzert Nürnberg, 2003


    Stephan: Ich denk mal, diesen Wichsern von der Industrie ham‘ wir gezeigt, dass die Onkelz und ihr sie nicht brauchen.

    Konzert Loreley (Freitag), 2003


    Stephan: Das Lied widmen wir all diesen gecasteten Boybands da draußen, all diesen abgefuckten Superstars und Dieter Bohlens, und dem ganzen Medienhype da draußen.


    Stephan: Ich denk mal, ausverkaufte Rockkonzerte zeigen ganz deutlich, dass wir diesen ganzen Medienhype nicht brauchen, und dass wir diese ganzen Fuck-Videos und diese ganzen Fuck-MTV und Viva und wie sie alle heißen, einfach da stehen lassen können wo sie sind.

    Konzert Hannover (Stones), 2003


    Kevin: Ein Schlag ins Gesicht für die Leute von MTV. Ein Highlight der Onkelz.

    Rock Hard, 2005


    Gonzo: Einer meiner All-Time-Faves.

    Die Message von „Keine Amnestie für MTV“ ist mir immer noch eine Herzensangelegenheit. Der Song wird nie an Aktualität verlieren. Dabei steht MTV ja bloß als Symbol für die ganzen Verarschungssender, wie immer die auch heißen mögen.

    Kein normaler Mensch hätte sich je vorstellen können, was ein Haufen peinlich billiger Idioten, denen nichts zu bescheuert ist, so alles auf die Beine stellen kann. Das ist genau die biedere Mentalität, die Provinzialität und Einstellung, die in hudertprozentigem Gegensatz zu allem steht, an was ich glaube. Der tägliche Müll, der da verzapft wird, sollte mit einer Sondersteuer belegt werden. Einfach grausam.

    Buch „Meine letzten 48 Stunden mit den Böhsen Onkelz“, 2006


    Songinfos:


    Den Angaben auf der Single zu Folge (und aufgrund der maximal minimalen Unterschiede trotz widersprüchlicher Angaben wohl auch auf dem Album) wurde dieser Track von den „Resetti-Brothers“ abgemischt. Namentlich sind das Jörg Umbreit und Vincent Sorg, die als Produzenten u.a. auch schon für diverse Onkelz-Vorbands tätig waren, insbesondere für Sub7even.


    Nachdem die Onkelz keinen Clip zu der Hitsingle drehten, präsentierte ausgerechnet MTV in seinen Chartsendungen ein selbstgebasteltes Video mit Ausschnitten aus Videoclips von Boygroups wie N’Sync.

    MTV bewies aber noch mehr Humor, als für den Abspann der „MTV Freakshow“ das Lied verwendet wurde.


    Die Industrie und ihre Helfer

    Verkaufen euch für dumm

    Sie servieren

    Und ihr rührt die Scheiße um


    Ich brauch sie nicht

    Und ich hab sie nie gebraucht

    Ich scheiß auf MTV

    Und auf die andern Sender auch


    Ich und meine Brüder ham‘

    Das Kriegsbeil ausgegraben

    Wir können es uns leisten

    Euch als Feinde zu haben

    Feige und bestechlich

    Und für das was sie sagen

    Nicht bereit

    Die Konsequenzen zu tragen

    Deshalb keine Amnestie für MTV

    Keine Amnestie für MTV


    Ich zeigte euch die Wahrheit

    Doch die Wahrheit macht euch Angst

    Angst vor der eigenen Courage?

    Oder einfach Arroganz?


    Auf der Suche nach Geld

    Und dessen Trophäen

    Fickt ihr euch durchs Leben

    Und fickt die, die euch sehn


    Ich und meine Brüder ham‘

    Das Kriegsbeil ausgegraben

    Wir können es uns leisten

    Euch als Feinde zu haben

    Feige und bestechlich

    Und für das was sie sagen

    Nicht bereit

    Die Konsequenzen zu tragen


    Ich bin nicht euer Opfer

    Ich bin euer Feind

    Und ich hasse eure doof-naive

    B-e-l-i-e-b-i-g-k-e-i-t


    Ich und meine Brüder ham‘

    Das Kriegsbeil ausgegraben

    Wir können es uns leisten

    Euch als Feinde zu haben

    Feige und bestechlich

    Und für das was sie sagen

    Nicht bereit

    Die Konsequenzen zu tragen

    Deshalb keine Amnestie für MTV

    Keine Amnestie für MTV


    Keine Amnestie für MTV

    Keine Amnestie für MTV

    Für MTV

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