Türken raus und Co

  • Die Zusammenhänge..

    Edmund Hartsch: In Frankfurt [gab es] ständig üble Zwischenfälle mit den Drecks-Jugopoppern und den Türkengangs, also konnte man auch darüber singen und zusätzlich würden sich die Nazis aufregen, weil sie [= die Onkelz] eine Punkband waren und die Nazis hassten Punks, das wusste jeder. [...] "Türkähn rauhs" besaß [...] einen Text von übler provozierender Aussagekraft.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997


    Edmund Hartsch: 1981 veröffentlicht die Band ein erstes semi-offizielles Demotape in schlechter Qualität, auf dem unter anderem auch der Skandalsong "Türken raus" zu hören ist. Zu dieser Zeit gilt der Song noch als Lachnummer. Dass es zu dieser Zeit mit der Ausländerfeindlichkeit noch nicht weit her ist, wird auch dadurch deutlich, dass die Band am 14.11.1981 im türkischen Familienzentrum [...] einen Gig spielt. [...] Schlägereien mit ausländischen Jugendlichen, [...] mit allem, was nicht Punk ist, finden täglich statt.

    onkelz.de, 2002


    Edmund Hartsch: "Türken raus" ist [...] auf die Zusammenstöße zwischen den Jugendlichen verschiedener Kulturen in den Frankfurter Vororten zurückzuführen. Dass die Böhsen Onkelz in den nächsten fünf Jahren eine ausländerfeindliche Haltung anehmen, ist unbestritten und soll hier nicht unerwähnt bleiben.

    onkelz.de, 2002


    Edmund Hartsch: 1983 nehmen die Böhsen Onkelz ihr erstes offizielles Demotape auf, das später [...] traurige Bekanntheit erreichen soll. Auf diesem Demo befinden sich eine radikalere Version des alten Punkstückes "Türken raus" und eine veränderte Version des Oi-Stückes "Oi, Oi, Oi" [= "Deutschland den Deutschen"]. Ab diesem Zeitpunkt muss man den Böhsen Onkelz eine Ausländerfeindlichkeit attestieren, die sich in großer Brutalität und Gewalt äußert.

    onkelz.de, 2002


    Edmund Hartsch: "Deutschland den Deutschen" war ein neues Lied, das Stephan geschrieben hatte, um seiner Wut über Jugobanden, Türkenpoppergangs und Ausländer im Allgemeinen Luft zu machen. Dass die Ausländer keine Schuld an seinem Schicksal hatten und dass man sie nicht für all die Missstände im Land verantwortlich machen konnte, wusste er auch damals schon. Trotzdem, es waren ihm einfach zu viele und außerdem gingen ihm die ewigen Auseinandersetzungen und Schlägereien auf den Sack.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997


    Edmund Hartsch: Pia, deren Großvater im KZ [...] umgekommen war, sagte damals, 1983, zu Stephan, dass er so einen Song wie "Deutschland den Deutschen" nicht bringen könne und Stephan, der alles und jeden provozieren wollte, hatte gesagt: "Wetten, dass ich's kann!". Für diese Dummheiten rechtfertigten die Onkelz sich 1992, für nichts anderes. Für "Türken raus" und für "Deutschland den Deutschen", zwei Songs, die es niemals auf Platte gegeben hat [...].

    Außerdem rechtfertigten sie sich für eine Platte, die man 1986 [...] verbot [...]. Weiterhin für drei Skinheadgigs in Deutschland und einen in England [...] und für einen miserablen, asozialen Ruf, der ihnen zeitlebens vorausgeeilt war. Wer den Onkelz Rechtsradikalismus vorwerfen wollte, der musste schon sehr tief graben, lange zurückrechnen und der durfte nicht enttäuscht sein, wenn er nur dümmlichen Patriotismus, Russellsches Wahngeschwätz und Gewalt gegen Jeden und Alles finden würde.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997


    Edmund Hartsch: Auf dem Debütalbum "[Link]Der nette Mann" befindet sich das Lied "Deutschland" [...]. Merkwürdigerweise wird dieser Song, in den man unverblümt einen übertriebenen und gefährlichen Patriotismus hineininterpretieren könnte, bei der späteren Beanstandung des Albums durch die Bundesprüfstelle [...] nicht einmal erwähnt.

    onkelz.de, 2002


    Edmund Hartsch: Das "Deutschlandlied" drückte das wachsende Nationalgefühl der Bandmitglieder aus, das unter dem Einfluss der rechten Parteien die gesamte Szene und auch die Böhsen Onkelz erfasst hatte. [...] Der zweite Weltkrieg lag noch nicht lange genug zurück. Anstatt einer Bestrafung für das deutsche Volk hatte es Kaugummi, Nylonstrümpfe und Lucky Strikes geregnet, und die Vergangenheitsbewältigung stand auf wackligen Beinen. [...]

    Als die Onkelz das "Deutschlandlied" vertonten, dachten sie keine Sekunde an das Dritte Reich. [...] Mit Stolz war der eigene individuelle Stolz gemeint und keinesfalls ein Rassebewusstsein. Im Gegenteil, als Zwanzigjähriger die Schuld für eine ganze Generation von Naziverbrechern und Kindermördern weiterhin auf sich zu nehmen, seine überlebensnotwendige Identität weiterhin zu leugnen, war out. Stolz um des Stolzes willen, ganz einfach nur deswegen, weil es verboten war, stolz zu sein. [...] Neue Formen von Provokation waren dringend erforderlich. Mit neonazistischem Gedankengut hatte das nichts zu tun. In den Verfassungsschutzberichten dieser Jahre, in denen selbst die unwichtigsten Grillabende rechtsradikaler Kleingärtnervereine erwähnt wurden, fehlte von den Böhsen Onkelz jede Spur.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997


    Edmund Hartsch: Dass das Lied "Frankreich '84" zum Rassenhass aufstacheln sollte, empfanden sie [= die Onkelz] als eine Unterstellung.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997


    Edmund Hartsch: "SS-Staat im Staate" hörte sich an wie der übelste, brutalste Nazisong, war aber als krasse Provokation und als Antinazisong geschrieben worden.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997

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