Verurteilung ausländerfeindlicher Übergriffe

  • Edmund Hartsch: Der Hintergrund für die Recherche [des Spiegel in der Skinheadszene] war der feige Mord an einem sechsundzwanzigjährigen Türken, begangen im Dezember '85 von fünf Faschoskins in Hamburg-Wandsbeck.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997

    Edmund Hartsch: Im Osten wie im Westen schlossen sich Brüderhorden von Versagern zusammen, die eine flammende Ablehnung für die empfanden, die noch erfolgloser waren als sie selber. Ohne Aussicht auf eine Veränderung ihrer Situation, waren sie voll und ganz auf den Staat als mütterliches, ernährendes Wesen angewiesen. Der Hass gegen Ausländer reduzierte sich immer wieder auf das Gefühl der Wut gegenüber unliebsamer Konkurrenz.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997


    Edmund Hartsch: Vom Herbst bis zur Jahreswende hatten hunderte von Gewalttaten gegen ansässige Ausländer und gegen Asylbewerberheime stattgefunden. Dieser Terror war durch nichts zu entschuldigen und rief nach angemessener Verurteilung. Die blieb allerdings vielerorts aus.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997


    Edmund Hartsch: Diffuse politische Bekenntnisse, jedoch eindeutig rechtsradikaler Natur, konnte man am 22. und 23. August 1992 in Rostock-Lichtenhagen hören. Ein Mob, der sich aus hunderten von Anwohnern und Jugendlichen zusammensetzte, steckte eine Asylunterkunft in Brand und bedrohte deren Bewohner. Die skandalöse Passivität der Polizei löste in ganz Deutschland eine Welle beispielloser Empörung aus. [...]


    Mit den Böhsen Onkelz hatte es deshalb etwas zu tun, weil auch in Rostock-Lichtenhagen 15- bis 20-Jährige dabei waren, die Onkelz T-Shirts trugen und Steine warfen. Über die Mitschuld dieser Jugendlichen am bundesdeutschen Gesamtklima konnte man sich streiten. 100 Prozent schuldig, im Sinne des Verstoßes gegen das Leben und die Nächstenliebe, machten sich ausgewachsene, volltrunkene Deutsche, die in Pantoffeln und vollgeschifften Jogging-Hosen "Sieg Heil"-rufend durch die Gegend liefen und den Hass schürten. Schuldig im Sinne des Verstoßes gegen die Menschenrechte und die Gerechtigkeit machten sich Politiker, die den Rechtsruck auslösten und diejenigen, die ihn absolut souverän parierten.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997


    Edmund Hartsch: Am 23.11.92 zündeten zwei Männer, die der rechtsradikalen Szene zugerechnet wurden, ein Wohnhaus in Mölln an. Zwei türkische Frauen und ein sechzehnjähriges Mädchen kamen in den Flammen ums Leben. Dieser niederträchtige Mord löste in Deutschland einen Sturm von Bestürzung und Wut aus.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997


    Edmund Hartsch: Am 29.5.93 kam es zu einem weiteren schlimmen Zwischenfall. In Solingen ging ein Haus in Flammen auf. Fünf türkische Bürger wurden Opfer eines Brandanschlags. [...] Unverständlich war daher die Gesetzgebung der Bundesregierung in Bezug auf die bevorstehende Änderung des Asylparagraphen.

    Der neue Artikel 16a [...] sah die Asylablehnung für Flüchtlinge vor, die über ein sicheres Drittland einreisten. [...] Ebenfalls unverständlich war der Einsatz der Polizei in Fulda, die für einen ruhigen Ablauf einer Neonazikundgebung sorgte, und gänzlich fassungslos standen jene da, die die Polizeieinsätze in Rostock-Lichtenhagen mit denen während der Startbahndemos, Castortransporte, et cetera, verglichen.

    "böhse onkelz - danke für nichts", 1997

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