Der nette Mann

  • Den Song findest du auf folgendem Album: 1984 - Der nette Mann


    Songinfos:

    1986 wurde „Der nette Mann“ wegen angeblicher Gewaltverherrlichung indiziert. Die Begründung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften:

    „Das Lied „Der nette Mann“ hat der Gesamtschallplatte seinen Namen gegeben. Ihm ist die verstümmelte und mit Blut beschmierte Kinderspielpuppe auf der Titelseite des Plattencovers zuzuordnen. Dieses Lied stellt nicht nur Grausamkeiten dar, es predigt auch eine gefühllose Gesinnung gegenüber kleinen Kindern.


    Es verherrlicht Kindesmisshandlungen und -zerstückelungen, es predigt Mord an kleinen Kindern, § 211 StGB [Mord]. Das Lied ist geeignet, rohe Instinkte zu wecken. Eine gefühllose, gegen Schicksal und Leiden anderer abgestumpfte Gesinnung wird hervorgerufen bzw. intensiviert. Die Begehung von schwersten Gewalttätigkeiten und Verbrechen wird verherrlicht. Perverses Menschenschlachten wird als herrlich, vorbildlich und nachahmenswert geschildert. Es ist zu befürchten, dass sich insbesondere junge Leute durch das Rezipieren dieses Liedes zu Gewalttätigkeiten hinreißen lassen.“


    Der Text stellt eine Mischung aus Provokation und einer Art Ironie dar, und richtet sich genau gegen das, was die Prüfstelle ihm vorwirft, zu propagieren (so wird „der nette Mann“ ja auch als „perverses Schwein“ bezeichnet). Zahlreiche eindeutigere Titel zum selben Thema (davon „Ein Mensch wie du und ich“ und „Das Tier in mir“ noch vor der Indizierung von „Der nette Mann“ entstanden und veröffentlicht) belegen diese Einstellung der Onkelz.

    Kommentare der Onkelz zu diesem Song:


    Stephan: Das hat nichts damit zu tun, dass wir Kindermörder verherrlichen, wir singen einfach über die Leute, das könnt‘ nun mal ein Nachbar sein. Als ich den „netten Mann“ geschrieben hab, da hab ich den Kevin bildlich vor mir gesehen. Da hab ich mir gesagt, wenn so dein Nachbar aussieht, der könnt ja alles machen, der Mann ist ja zu allem im Stande!

    Buch „Skinheads in Deutschland“, 1987


    Stephan: Ich schreibe die Texte meistens in der Ich-Form, aus dem einfachen Grund, weil ich glaube, die Leute kriegen’s dann eher in’s Gesicht geschlagen, es wirkt einfach ein bisschen härter. Wenn ich jetzt zum Beispiel über ein Lied über einen Kindermörder schreibe, dann hat das für mich nicht die Bedeutung, dass ich das ins Positive ziehen will, sondern dass ich einfach nur zeigen will, was in dem Mensch seiner Psyche vorgeht.


    Kevin: Der Text ist einfach nur eine schauspielerische Rolle, das ist alles.

    Tele 5, „Hard’n’Heavy“, 1988


    Kevin: Ein altes Stück, das mir sehr am Herzen liegt.

    Konzert Wiesbaden (Sonntag), 1989


    Kevin: Eins meiner Lieblingsstücke.

    Konzert Offenbach, 1989


    Stephan: Es gibt Leute, die wollen unsere Platten verbieten. Das hindert uns aber nicht daran, Lieder davon zu spielen: „Der nette Mann“.

    Konzert Offenbach, 1991


    Kevin: Ein ganz netter Song, ein ganz alter Song, von unserer ersten Platte. Und der ist nicht besser wie die ganze Gesellschaft ist.



    Stephan: Okay, zu dem Lied ist zu sagen: Es gibt Leute, die uns vorschreiben wollen, was wir zu spielen haben, die wollen unsere Platten indizieren, wollen euch sagen, was ihr zu hören habt! Wir scheißen auf die Leute!

    […]

    Kevin: Alt, aber gut! Oder?

    Konzert Wien, 1991


    Stephan: Ich find’s nicht geschmacklos, würde es heute etwas anders schreiben, aber die Aussage ist okay. […] Ich glaube, dass Leute wie Alice Schwarzer, die das richtig anhörten, das auch verstanden haben. […] Ich habe damit den Leuten einen Spiegel vor’s Gesicht halten und ihnen sagen wollen: „Pass mal auf, dein Nachbar könnte so jemand sein“. […] Wenn ich Richter bin und solche Lieder indiziere, dann muss ich schon auch verstehen, wie das gemeint ist. Ich denke, Leute, die an solch einer Position sitzen, müssten ein bisschen mehr Grips im Kopf haben. […] Wir haben damals keinen Einspruch eingelegt, weil wir auf diese Platte keinen Wert mehr legten.

    Frankfurter Rundschau, 1992


    Stephan: Es gibt auf dieser Platte auch Lieder, die meiner Meinung nach wichtig sind, wie zum Beispiel der Song „Der nette Mann“, den wir noch heute auf Konzerten spielen.

    Animalize, 1992


    Stephan: Es kommt immer darauf an, wie man einen Text interpretiert. Wenn ich z.B. ein Lied über einen Kindermörder schreibe, heißt das noch längst nicht, dass ich ein Kindermörder bin. Dieses Lied wurde meines Erachtens von der Bundesprüfstelle total falsch interpretiert. Das Lied wurde zwar in der Ich-Form geschrieben, aber es sollte eigentlich nur aufzeigen, dass eigentlich jeder, das heißt Ihr Nachbar, mein Nachbar, rein theoretisch ein Kindermörder sein könnte, weil das sind meistens die Leute, die am unscheinbarsten aussehen. Natürlich in einer sehr aggressiven Form geschrieben, aber ich habe auch keine Lust auf diesen „Lalala“-Quatsch, den macht fast jede Band, und ich hab nicht die Ambition, da in die selbe Kerbe zu hauen.

    ARD, „Boulevard Bio“, 1992


    Stephan: Kuck dir an, was auf der Welt passiert, das ist schon ziemlich ekelhaft, Kindesmisshandlung, Kriege, etc. Das sind auch Themen, die der Band oft falsch ausgelegt werden, dass wir zum Beispiel Gewalt oder Kindermörder verherrlichen würden, aber eigentlich ist es genau umgedreht: Wir zeigen auf, was hier passiert. Das vielleicht in einer etwas unreflektierten Form, in der Ich-Form, aber ich denke, eine gewisse Provokation muss schon da sein.

    Radio Bremen 4, „Wild Side“, 1993


    Onkelz: Das ist ein Stück, in dem gezeigt wird, was hier in unserer Gesellschaft passiert. Eine Gesellschaft, die voll ist von Päderasten und Kindermördern, hat dieses Lied verdient.

    Buch „Küssen verboten“, 1994


    Stephan: Wir spielen das Lied nicht um euch dazu zu bringen, rechtsradikale Plattenfirmen zu unterstützen. Sondern wir spielen das Lied, weil wir denken, das Lied ist wertfrei. Und in der heutigen Zeit, wenn ich die Zeitung aufschlage und nur über Päderasten lese, nur über Leute, die Kinder vergewaltigen… – und diese, genau dieselben Schweine, versuchen unsere Lieder zu verbieten! Und diese doppelte Moral und diese beschissene Hatz, die kann ich nicht ertragen! Und deswegen spielen wir das Lied!

    Konzert Bremen (28.06.), 1994


    Stephan: Wir spielen das Lied nicht um irgendwelche rechten Plattenfirmen zu unterstützen, wir spielen es nicht um Firmen wie Rock-o-Rama zu supporten. Wir spielen das Lied a) um zu zeigen, dass wir uns nichts verbieten lassen, von niemandem, und b) in einer Zeit, wo es von Kindermördern und Päderasten und Vergewaltigern nur so wimmelt. Wir denken, dass das Lied aktueller denn je ist. Und wenn irgendwelche verschissenen Sozialarbeiter und Pfarrer und Jugendkacker dieses Lied nicht verstehen, dann ist das nicht unsere Schuld. Macht euch auf was gefasst!

    Konzert Kassel, 1994


    Stephan: Zu dem Stück sage ich gewöhnlich was dazu. Das tue ich heute auch, weil ich nicht möchte, dass missverstanden wird, warum wir das Lied spielen. Das Lied ist ein verbotenes Stück von unserer ersten Platte, und wir spielen das Lied nicht um für eine beschissene, rechtsradikale Plattenfirma wie Rock-o-Rama Werbung zu machen, sondern wir spielen das Lied, weil wir denken, dass in ’ner Zeit von Kindermördern und Päderasten dieses Lied aktueller ist denn je. Und wenn das ein paar oberschlaue Sozialarbeiter und Pfarrer und keine Ahnung was für Wichser nicht verstehen, dann ist das nicht unser Problem.

    Konzert Northeim, 1995


    Stephan: Das Stück ist ein indiziertes Stück, und wir spielen das Lied nicht, um irgendeine beschissene, rechtsradikale Plattenfirma zu unterstützen, sondern wir spielen das Lied, weil wir denken: a) dass es in einer Zeit von Kindermördern und Päderasten aktueller ist denn je, und b) um euch zu zeigen, dass wir uns von nichts und niemandem irgendetwas verbieten lassen. Das Stück ist der fucking nette Mann.

    Konzert Hannover, 1995


    Stephan: Ein Stück, das wir nicht spielen um irgendwelche zwielichtigen Plattenfirmen zu unterstützen, sondern ein Lied, von dem wir denken, dass es in einer Zeit, wo es von Kindermördern und Päderasten nur so wimmelt, eine Berechtigung hat. Und zum anderen spielen wir dieses Lied, um euch zu zeigen, dass die Onkelz sich von nichts und niemandem irgendwas verbieten lassen!

    Konzert Geiselwind, 1995


    Stephan: Ich befasse mich mit dem Wahnsinn eines Mörders, der ein Kind tötet. Die Ironie des Songs wurde total falsch verstanden. Der Großteil der Fans wird es aber verstanden haben.

    Rock Hard, 1996

    Stephan: Das Stück spielen wir, um euch zu dokumentieren, dass wir uns von niemandem irgendwelche Stücke verbieten lassen. Wir spielen das Lied, weil wir denken, dass in einer Zeit, wo es von Kindermördern und Päderasten nur so wimmelt, dieses Lied seine absolute Berechtigung hat.

    Konzert Schwerin, 1996


    Stephan: Wir spielen das Lied nicht, um eine scheiß Plattenfirma wie Rock-o-Rama zu unterstützen, sondern nur, weil wir glauben, dass es in einer Zeit, wo es von Päderasten und Kindermördern nur so wimmelt, aktueller ist denn je, und um euch zu zeigen, dass wir uns von niemandem etwas verbieten lassen. „Der fucking nette Mann“, für die Bullen!

    Konzert Hannover, 1996


    Stephan: Sicherlich ist der Text sehr provokant und sehr blutrünstig, nur das ist auch kein Thema, was man beschönigen sollte. Ich kann da ja nicht irgendwie Blümchen drumherum malen, sondern ich finde, man sollte es auch so krass aufzeigen, wie es sich tatsächlich verhält.

    Wenn ich die Bild-Zeitung lese oder den Stern, und mir da die Fotos von Kriegen angucke und sonst irgendwas, dann sind die auch nicht koloriert und nicht beschönigt, sondern die sind auch genauso wie es sich verhalten hat. Und genauso ist es in dem Text auch – ich finde es ist ein brutales und ätzendes Thema, und das sollte man auch auf seine fieseste Art darstellen. Und das ham wir getan.



    Gonzo: Was bringt einen Menschen dazu? Wie ist sein gesellschaftliches Umfeld? Wie kommt der dazu, oder wie baut sich das Ganze auf, das dann in so einer Tat resultieren kann? Wo kommt der Mensch her? Wie ist er so geworden, wie er ist? Das sind eigentlich die Sachen, die interessant sind für uns, also die gesellschaftlichen Zusammenhänge.


    Stephan: Mein Hass auf die Gesellschaft begründet sich ja auch dadrin. Diese Leute, die kommen ja nicht so auf die Welt, dass sie so was tun können, sondern sie werden im Prinzip durch die Gesellschaft dahin getrieben. Ob das ihre Eltern sind, Lehrer sind. Ich bin in einer Hochhaussiedlung groß geworden, und was da zum Teil abgeht, ob da jetzt nur alle 14 Tage mal einer vom Balkon springt, oder ob da sonst irgendwelche Schreie aus den Wohnungen herauskommen, da interessiert sich doch kein Schwein dafür.

    hr, 1997


    Stephan: Das Stück finde ich auch heute noch gut.

    BreakOut, 1998

    Stephan: Also, man muss ja mal ganz ehrlich sagen, der Grund warum der Titel verboten worden ist, ist ja geradezu lächerlich, gerade auch in der heutigen Zeit, wo das Thema Päderasten durch jede Zeitung gekaut wird. Und deshalb ist es für uns natürlich auch schon eine Provokation und wir nehmen unter Umständen auch ab und zu mal ’ne Geldstrafe hin, wenn wir diesen Titel spielen. Ich finde, er ist einer Indizierung nicht würdig, und das ist im Prinzip der Grund, warum wir ihn ab und zu aufführen.

    Radio Fritz, „Blue Moon“, 2000


    Stephan: Das Lied ist für unsere Päderasten da draußen.

    Konzert Kassel, 2000


    Stephan: Ein Thema, nämlich Päderasten, Kindermorde, Inzest, etc., das gerade auch in der heutigen Zeit durch die Medien geht und Modethema ist. Damals hat sich da keiner rangetraut. Und deshalb meines Erachtens auch diese Indizierung.

    Kevin: Ein absoluter Anti-Song gegen alle Päderasten, Kinderficker und Menschen, die sich an Kindern vergreifen. Es ist halt dargestellt aus der Position von einem solchen Triebtäter, ich singe es in der Ich-Form, weil es nicht anders singbar ist. Sowas kannst du nicht singen: „Der und der“, sondern ich spiele diese Rolle, das ist alles. Die ham‘ das von vorne bis hinten missverstanden.

    Sie meinen, wir würden damit Päderasten unterstützen wollen, und fänden das geil, dass man Kinder fickt und all so ein Kram. Aber es ist halt genau das Gegenteil, so war es von Anfang an bezweckt. Das ist ein Riesen Irrtum, der mit diesem Lied schon immer verbunden war.

    MTV, „Masters“, 2001


    Stephan: Das Stück ist für all die Päderasten da draußen!

    Konzert Frankfurt, 2001


    Onkelz: Seit frühester Jugend haben Leute wie [Jürgen] Bartsch, [Joachim] Kroll und [Fritz] Honka eine gewisse Faszination auf uns ausgeübt. Was macht sie zu den menschlichen Tieren, die sie wurden, und welchen Beitrag leistet die Gesellschaft dazu? Schließlich rührt daher auch unser Name. Kurios, dass heute Kindesmissbrauch durch jede Gazette geistert, unser Lied über den „netten Mann“ aber auf dem Index landete. Wahrscheinlich war der Sitzungsausschuss voll von senilen Päderasten.

    Booklet „gestern war heute noch morgen“, 2001


    Gonzo: Wir haben schon einen Haufen Kohle für das kurze Vergnügen [„Der nette Mann“ live zu spielen] hinlegen müssen.Stephan: Abgesehen davon, dass es uns eine Menge Geld gekostet hat, hab ich schon so einige Nachmittage bei Kaffee und Kuchen in Polizeirevieren verbracht. Mittlerweile droht man uns – je nach Stadt – mit sofortigem Abbruch des Konzerts.


    B.O.S.C. Fanzine, 2003


    Kevin: So ist die Welt!

    Stephan: Schöne Grüße an die Bundesprüfstelle!

    Konzert „Vaya Con Tioz“, 2005

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