Virgin

  • 1994 waren die Onkelz ohne Geschäftspartner. Nach dem unerwarteten Chart-Entry 1992 und 1993 war es klar, dass das nicht lange so bleiben würde. Im Spätherbst 94 kam es zur Annäherung zwischen den Böhsen Onkelz und Virgin Records.Die Münchener Plattenfirma Virgin, seit 91 Tochter der EMI, unter der Leitung von Udo Lange, besaß so etwas wie einen Kultstatus unter den großen Labels.

    Zunächst stellte man im B.O. Managementbüro eine große Kiste zusammen. Darin waren alle Tonträgerveröffentlichungen der Onkelz enthalten, Videos vom Glatzengig im Berliner Bunker, Live aus dem Alabama, Onkelz wie wir usw. Dazu gab es umfangreiches Pressematerial, von „gelogen“ über „grotesk“ bis hin zu „korrekt“ und „gut recherchiert“, Fotos, Bandbiographien, Demotapes, Fanzines ..


    Eine Kiste, deren Inhalt die komplette Bandhistorie aufzeigte. Im Hause Virgin war man vorsichtig. Die ganze Aktion sollte nicht nach außen dringen, bevor man sich nicht 100% sicher war. Nur die engsten Mitarbeiter um Udo Lange waren in dieses Unternehmen, das im Herbst 94 den Decknamen „Rainbow Projekt“ trug, eingeweiht.


    Stephan und Gonzo fuhren mehrere Male nach München, um dem Virginvorstand immer wieder Rede und Antwort zu stehen. Anhand von Interviews aus Fanzines konnten sie hier lückenlos nachweisen, dass ihre ersten öffentlichen Distanzierungen auf Frühjahr 86 datieren, und dass „Türken Raus“ tatsächlich ein Lied aus der Punkzeit war. Weiterhin war es anhand des vorliegenden Indizierungsschreibens auch leicht nachzuweisen, dass die Zensoren von der Bundesprüfstelle etliche Passagen in den Texten falsch oder gar nicht verstanden hatten.


    Udo Lange hatte schnell durchschaut, was hier vorlag. „Schockierende Uninformiertheit!“, war die Bezeichnung, die er später oft benutzte, wenn er sich für seine Entscheidung rechtfertigen musste. Die Onkelz unterschrieben im März 95 einen Vierjahresvertrag bei Virgin.


    Quelle: Biografie Danke für nichts

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