Hallo zusammen.
Da ich zurzeit mit einer üblen Erkältung flach liege, habe ich mir letzte Woche Donnerstag und Freitag auch endlich Gonzos Bio reinziehen können. Ich finde das Buch wirklich toll! Satzbau, Wortbilder, Vielfalt der Sprache etc. - alles in diesem Bereich ist sehr gelungen, es ist kurzweilig und insbesondere bei so manchen Kapitelübergängen musste ich mich zwingen, auch mal eine Pause für die Augen einzulegen. Top-Cliffhanger, wenn auch vielleicht manchmal nur für Leute, die sich schon etwas in der Geschichte der Band auskennen. Dasselbe gilt auch für die Zitate als Kapiteltitel - erstmal eine richtig gute Idee und dann aber auch in der Umsetzung absolut gelungen. Bei manchen war ich richtig angefixt, nach dem Kapitelende und Studium der neuen Überschrift sofort weiter zu lesen. Auch den Mix aus wörtlichen Zitaten und Erzähltext in der Vergangenheitsform finde ich wirklich gelungen, das trägt sehr zur Lesbarkeit bei und ist in dem genutzten Maß genau richtig und macht das Lesen abwechslungsreich. Zum Teil ist mir regelrecht Gonzo vor meinem inneren Auge erschienen und hat den O-Ton passend zur vorherigen beschriebenen Situation selbst geschildert.
Ich bin insgesamt sehr positiv überrascht und das Buch kann definitiv mit dem, was ich sonst so auch von namhaften Autor*innen lese, mithalten - und ich lese viel und gerne! Daumen hoch für euch beide. Es war sicher eine Heidenarbeit, das zu Papier zu bringen und v.a. auch im Vorfeld zu konzipieren. Das habt ihr wirklich toll gemacht und braucht euch im Vergleich mit anderen auf keinen Fall zu verstecken. Ich hatte ehrlich gesagt nicht mit einem solchen Topniveau gerechnet - Schande auf mein Haupt!
Natürlich habe ich auch ein paar Kritikpunkte. Ich habe ein paar Schreibfehler u.ä. ausgemacht, vielleicht eine knappe Handvoll, z.B. ein "Kanickel" mit fehlendem R irgendwo ganz vorne, was mich fast mit dem Lesen hätte aufhören lassen, aber Schreibfehler sollen wir ja dem Lektorat vorwerfen Was ich tatsächlich nicht so doll finde, ist der falsche Schriftsatz/falsche Schriftart/wasauchimmer, der mir auf S. 301, oberster Absatz, aufgefallen ist. Ich meine, es war weiter hinten nochmal, hab ich mir aber nicht gemerkt. Das darf eigentlich nicht passieren, wenn man mit Profis arbeitet. Insbesondere auf S. 301 kommt der alte Verschwörungstheoretiker in mir durch und fragt sich, ob genau an der Stelle wohl etwas inhaltlich nachträglich geändert wurde
Ein inhaltliches Manko habe ich auch noch: Ich finde, dass das Erzähltempo zum Ende hin zu krass wird (gefühlt ab ca. 2014, kann ich nicht mehr genau sagen). Da fehlen mir Details und ich finde es auch nicht so gut, dass ihr auf das Internet und Konzertberichte zu den Shows verweist. Die Bio liest vielleicht auch in 50 Jahren nochmal jemand, der dann nur dieses Buch hat. Insgesamt hättet ihr hier aus meiner Sicht dann entweder früher, also zu einem früheren Erzählzeitpunkt, "Schluss machen" sollen oder euch mehr Zeit nehmen, auch die ganz junge Vergangenheit so ausführlich zu beschreiben wie die früheren Jahre. Das finde ich etwas schade, weil so zumindest bei mir als Schlusspunkt bleibt, dass ihr am Ende womöglich zu wenig Zeit hattet oder euch die Lust ausgegangen ist. Vielleicht habt ihr den Schluss aber auch als erstes geschrieben, weil es am Leichtesten war und die Qualität ist danach bei den früheren Jahren angestiegen
Ansonsten habe ich viele neue Details erfahren, die ich aber vielleicht auch zum Teil schon mal wusste und nur wieder vergessen habe. Interessant fand ich z.B. auch, dass sich für den HHR 2014 keine Versicherung fand. Hatte das vielleicht auch mit der DEAG-Grüne-Hölle-Geschichte zu tun? Ich meine mich zu erinnern, dass es da auch Ärger mit einer Versicherung und dem Nürburgring gab. Solche Details als Schmankerl einer insgesamt rund erzählten Geschichte machen eine Biografie aus - und in diesem Fall haben wir es aus meiner Sicht mit einem wirklich gelungenen Gesamtwerk zu tun. Top!
Grüße
c.