Kanzler
Es geht mir nicht um anfallende Bestattungskosten. Da haben beide Eltern schon lange vorgesorgt, ich weiß, wo ich suchen muss, um an die Unterlagen zu kommen und was zu tun ist. Kämen da noch Kosten auf mich zu würde ich dafür natürlich aufkommen - es sind schließlich meine Eltern. Ohne wenn und aber.
Worum es mir geht versuche ich kurz zur erklären:
mein Vater hat mich von klein auf unterdrückt, seelisch wie körperlich misshandelt und auch nie ein gutes Wort über mich verloren. Ich war kein Wunschkind und wie sehr ich NICHT willkommen war hat er mir schon als kleines Kind gezeigt. Das zog sich durch mein ganzes Leben wie ein roter Faden - hier jetzt auf alles einzugehen würde den Rahmen sprengen. Vor 9 Jahren hab ich den Kontakt zu ihm komplett abgebrochen weil es von meiner Seite aus nicht mehr ging. Ich konnte einfach nicht noch mehr einstecken und wollte endlich für mich zur Ruhe kommen. Es tat so gut endlich mal nicht bei jedem falschen Wort einen abzukriegen oder nieder gemacht zu werden. Endgültig gelöst (seelisch) von ihm hab ich mich dann während meiner Therapie. Ich fühle mich seither wie befreit. Da ist kein Hass oder Groll, sondern einfach nur ein Gefühl von "die Ketten gesprengt".
Jetzt hat er Krebs im Endstadium - die Ärzte sprechen von ein paar Monaten, die er noch zu leben hat. Andere Menschen in seiner Situation fangen jetzt vielleicht an, sich selbst zu hinterfragen, ob alles im Leben so super war oder man nicht doch den ein oder anderen Fehler gemacht hat. Aufzuräumen. Mein Vater macht weiter, wo er aufgehört hat. Er schreit nach Vergebung nennt mich im gleichen Atemzug eine faule, asoziale Schlampe, die im Leben nichts erreicht hat. Ich weiß also jetzt schon ganz genau wohin ein Gespräch mit ihm führen würde. Ein falsches Wort von mir, eine falsche Reaktion und seine Hass-Tiraden würden wieder losgehen. Wäre das gesund für ihn? Für mich? Im schlimmsten Fall könnte ich 4 Jahre Therapie in die Tonne kloppen und wieder von vorne anfangen. Ist es da nicht besser, es so zu belassen wie es jetzt ist? Für beide Seiten?
Nochmal: ich hasse ihn nicht. Vielmehr ist es so, dass da kein Gefühl mehr ist. Es ist mir nicht gänzlich egal aber ich möchte einfach keinen Kontakt. Ich wünsche mir für ihn, dass er nicht leiden muss, dass es schnell geht. Mehr kann und will ich nicht mehr für ihn tun.